Zwei Denkmodi, ein Blick aufs Ganze: Warum implizite Diagnostik die Potenzialanalyse stärkt
- Alexandra Clavier

- 25. Juni
- 2 Min. Lesezeit

Die Qualität von Personalentscheidungen hängt wesentlich davon ab, wie präzise wir
menschliches Verhalten, Motivation und Denkprozesse erfassen können. Klassische
diagnostische Verfahren zielen häufig auf bewusste, kontrollierte Prozesse – etwa
durch Interviews, Fragebögen oder Leistungsaufgaben. Doch aktuelle psychologische
Forschung, insbesondere die Zwei-Systeme-Theorie des Nobelpreisträgers Daniel
Kahneman, zeigt: Ein Großteil unseres Verhaltens wird durch automatische, implizite
Mechanismen gesteuert, die sich der bewussten Kontrolle entziehen.
Für die Potenzialdiagnostik ergibt sich daraus eine klare Schlussfolgerung: Um ein
realistisches, valides Bild von Persönlichkeitsmerkmalen, Handlungstendenzen und
Entwicklungspotenzialen zu erhalten, müssen neben expliziten auch implizite
Prozesse diagnostisch zugänglich gemacht werden.
Ein menschiches Gehirn, zwei Denkmodi
Die von Kahneman beschriebene Systematik unterscheidet zwei grundlegend
unterschiedliche Denkmodi:
· System 1 ist schnell, intuitiv, automatisch, emotional geprägt und stark durch Heuristiken beeinflusst. Es verarbeitet Reize unmittelbar und effizient, basiert auf implizitem Wissen und Erfahrungen – ist dabei aber auch anfällig für Verzerrungen.
· System 2 ist langsam, reflektierend, logisch-analytisch und bewusst gesteuert. Es erfordert Aufmerksamkeit und kognitive Ressourcen, kommt aber erst dann zum Einsatz, wenn systematische Problemlösung gefragt ist.
Für die Diagnostik besonders relevant: Während klassische Methoden wie
Intelligenztests oder strukturierte Interviews primär System-2-Leistungen erfassen,
bleiben viele zentrale Einflussfaktoren aus System 1 – etwa implizite Motive,
emotionale Resonanzmuster oder automatisierte Handlungstendenzen – weitgehend
unberücksichtigt.
Implizite Diagnostik: Ergänzung, keine Alternative
Potenzialdiagnostik, die ausschließlich auf kognitiven Testverfahren oder
Selbstauskunft basiert, riskiert, zentrale Einflussgrößen zu übersehen – insbesondere
in sozialen oder dynamischen Arbeitskontexten. Implizite Verfahren setzen hier an,
indem sie indirekt messen, was sich nicht direkt erfragen lässt: automatische
Reaktionen, emotionale Präferenzen oder latente Handlungsmuster.
Beispielsweise können implizite Verfahren valide Hinweise auf:
· Motivstrukturen
· Team- und Führungskompatibilität
· Lern- und Entwicklungsverhalten
· Risiko- oder Entscheidungspräferenzen
liefern – jenseits des bewussten Selbstbilds inklusive der eigenen blinden Flecke oder sozial erwünschter Antworttendenzen.
Der WAfM-Ansatz: Kognitiv. Intuitiv. Kombiniert.
EPA PLUS integriert die System-1/System-2-Perspektive von Daniel Kahneman direkt in ihre
methodische Architektur. Mittels innovativer digitaler Messverfahren und KI-gestützter
Auswertungen wird nicht nur das explizite, sondern auch das implizite
Persönlichkeitsprofil erfasst. Die Kombination beider Ebenen schafft ein holistisches
Bild, das sowohl bewusste Kompetenzen als auch unbewusste Muster sichtbar macht.
Das diagnostische Vorgehen basiert dabei auf drei Prinzipien:
Multidimensionale Erfassung – Kombination von kognitiven Aufgaben, Self-Assessments und impliziten Verfahren.
Adaptive KI-Auswertung – Dynamische Algorithmen erkennen Muster und Querverbindungen in Echtzeit.
Praxisorientierte Ergebnisaufbereitung – Die Ergebnisse sind anschlussfähig für konkrete Personalentscheidungen in Auswahl, Entwicklung und Teamzusammensetzung.
Fazit: Zukunftsfähige Diagnostik denkt implizit mit
Die Zwei-Systeme-Theorie bietet mehr als nur ein theoretisches Modell menschlichen
Denkens – sie ist ein Schlüssel zur Weiterentwicklung diagnostischer Verfahren.
Unternehmen, die auf implizite Messmethoden verzichten, verzichten damit auch auf
wertvolle Information über unbewusste Stärken, Risiken und Potenziale ihrer
Mitarbeitenden.
Die Integration impliziter Diagnostik stellt keinen Bruch mit klassischen Ansätzen dar
– im Gegenteil: Sie erweitert das Spektrum und ermöglicht differenziertere, valide
Entscheidungen.
Integration statt Ersatz: Ergänzen Sie Ihre bisherigen Diagnostikverfahren gezielt um
die Messung impliziter Prozesse – für präzisere Einsichten und bessere Entscheidungen.
Erfahren Sie mehr über die Methodik und Anwendungsfelder hier auf unserer Website.



