Im beruflichen Kontext spielen unbewusste Motive eine zentrale Rolle bei der Entscheidungsfindung und im Führungsverhalten. Wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Motivforschung zeigen, dass unsere Wahrnehmung der Welt und unsere inneren Antreiber maßgeblich beeinflussen, wie wir in unterschiedlichen Situationen agieren. Doch was genau bedeutet das für Führungskräfte, HR-Experten und Berater, die ihre Teams oder Klienten besser verstehen möchten?
Der Schlüssel zu Verhalten: Motivation und Volition
Der Kontext, den wir durch unsere inneren Geschichten und Erfahrungen schaffen, enthüllt, was uns antreibt (Motivation) und wie wir diese Antriebe umsetzen (Volition). Diese beiden Prozesse sind entscheidend, um Verhalten zu verstehen und zielgerichtet zu beeinflussen. Motivation beschreibt den Antrieb und die Richtung unseres Handelns, während Volition die Selbststeuerungskräfte umfasst, die für die Umsetzung von Zielen nötig sind.
Die drei zentralen Motive: Anschluss, Leistung und Gestaltung
Wissenschaftliche Studien haben drei Hauptmotive identifiziert, die unser Verhalten im beruflichen Kontext maßgeblich beeinflussen: das Anschlussmotiv, das Leistungsmotiv und das Gestaltungsmotiv.
Das Anschlussmotiv steht für den Wunsch nach sozialen Beziehungen und Anerkennung und spielt eine große Rolle im Teamverhalten und der Mitarbeitermotivation.
Das Leistungsmotiv beschreibt das Streben nach Erfolg und Exzellenz und beeinflusst, wie Aufgaben priorisiert und Herausforderungen gemeistert werden.
Das Gestaltungsmotiv (auch Machtmotiv) fokussiert sich auf Einfluss und Kontrolle, was besonders in Führungsrollen von Bedeutung ist.
Diese Motive bestimmen, wie Führungskräfte, Mitarbeitende und Teams Informationen verarbeiten und Entscheidungen treffen.
Nicola Baumann: Wie Motive Verhalten steuern
Wissenschaftlerin Nicola Baumann hat durch ihre Forschung belegt, dass Motive Verhalten orientieren, selektieren und energetisieren. Unzufriedenheit im Berufsalltag entsteht oft durch eine Diskrepanz zwischen den bewussten Zielsetzungen und unbewussten Motiven einer Person. Diese Diskrepanzen können zu suboptimalen Entscheidungen und inneren Blockaden führen. Eine gezielte Analyse der Motivstruktur kann dazu beitragen, individuelle Verhaltensmuster besser zu verstehen und effektiver zu steuern.
Inkongruenz zwischen Zielen und Motiven: Eine häufige Herausforderung
Inkongruenzen zwischen Zielen und Motiven sind im beruflichen Kontext keine Seltenheit, aber sie sind auch nicht trivial. Motive sind unbewusste Erfahrungsnetzwerke, die kontextspezifische Handlungsoptionen generieren (Kuhl, 2001). Ein Bewusstsein für diese Strukturen ermöglicht es, Zielkonflikte zu identifizieren und durch gezielte Maßnahmen zu adressieren, was langfristig zu höherer Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit führt.
Die Bedeutung für die Praxis
Für HR-Experten, Führungskräfte und Coaches bietet die Kenntnis über die Motivlagen von Mitarbeitenden einen entscheidenden Vorteil. Sie ermöglicht eine gezieltere Entwicklung von Teammitgliedern, die Anpassung von Führungsstilen und die Optimierung von Entscheidungsprozessen. Durch den Abgleich bewusster und unbewusster Anteile können Strukturen geschaffen werden, die nicht nur effektiv, sondern auch motivierend sind.
Fazit: Motive als strategisches Werkzeug nutzen
Die Integration von Motivforschung in die berufliche Praxis bietet wertvolle Einblicke, die über oberflächliche Verhaltensbeobachtungen hinausgehen. Wer versteht, was Menschen wirklich antreibt, kann Teams erfolgreicher führen und individuelle Potenziale besser ausschöpfen. Nutzen Sie die Erkenntnisse der Motivforschung, um Ihre Organisation gezielt zu steuern und die Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit Ihrer Mitarbeitenden nachhaltig zu steigern.
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